Kindersicherheit im Internet

Die heutige Kindheit ist nicht zu vergleichen mit der, wie sie unsere Eltern oder wir selbst erlebt haben. Rasante Entwicklungen fordern unsere Kinder geradezu heraus, sich immer weiter in die technische Welt einzufügen. Sie können sich ein Leben ohne Streaming-Dienste, Smartphones und Internet überhaupt nicht vorstellen. Beinahe jedes Grundschulkind besitzt bereits ein eigenes, internetfähiges Handy. Die Eltern stehen dabei vor einer großen Verantwortung und Herausforderung: Das Kind in seiner Entwicklung auch im Hinblick auf Medien zu fördern, aber dennoch für seine Sicherheit zu sorgen. Kinder sind online vielen Gefahren ausgesetzt, sie können verstörende Dinge sehen, belästigt und gemobbt werden, sensible Daten heraus geben oder teure Verträge abschließen. Es gibt jedoch glücklicherweise einige Vorkehrungen, mit denen Eltern für umfassenden Schutz sorgen können.

Kindersicherheit im Internet

Das eigene Handy

Es ist nicht leicht, sich heute gegen ein Handy für das Kind zu entscheiden, denn der Druck der Gesellschaft ist groß. Wenn das eigene Kind als einziges in seiner Klasse nicht über ein eigenes Handy zu erreichen ist, könnte das zur Ausgrenzung führen. Außerdem kann es auch Sicherheit bieten, denn auch als Eltern kann man das Kind besser erreichen und hat die Gewissheit, dass es bei drohender Gefahr anrufen oder den Notruf wählen kann.

Wenn das Kind also ein Handy haben soll, ist zunächst die Wahl des Gerätes wichtig. Das sollte nämlich über kindgerechte Einstellungsmöglichkeiten verfügen. Dies am besten zum gewünschten Modell beim Fachmann erfragen oder selbst recherchieren. Beim Einrichten das Handys können auch sofort Kinderschutz-Apps installiert und das Datenvolumen eingeschränkt werden. Oder man wählt gleich einen Vertrag, der dem Kind nicht allzu viel Datenvolumen zur Verfügung stellt, so dass es sich überlegen muss, wofür es dieses einsetzen möchte.

Bevor das Kind sein Handy bekommt, sollten am besten Nutzungszeiten abgesprochen werden. Zum Beispiel, dass das Handy Zuhause immer im Kinderzimmer liegt und am Esstisch nichts verloren hat. Oder dass es während der Hausaufgaben- oder Spielzeiten in einer Schublade weggeräumt ist.
Damit sich nichts auf dem Handy befindet, dass für das jeweilige Alter des Kindes ungeeignet ist, sollten Apps nur gemeinsam heruntergeladen werden. Die verfügbaren App-Stores lassen sich so konfigurieren, dass Kinder nicht selbstständig herunterladen können.

Den PC kindersichern

Auch den Familien-PC sollten Kinder nach der Grundschule nutzen dürfen, um sich selbst bilden zu können und den Umgang mit verschiedenen Medien spielerisch zu lernen. Dafür richten Eltern am besten ein eigenes Konto für das Kind ein, mit einer übersichtlichen und einfachen Nutzeroberfläche. Dabei werden in den Einstellungen dann auch gleich die Zugriffsrechte eingeschränkt und ein Jugendschutzprogramm installiert. Das derzeit einzige, wirklich empfehlenswerte Programm ist dafür „JusProg“.

Ebenfalls unbedingt nötig ist für den Familiencomputer ein zuverlässiges und effektives Antivirenprogramm, das immer auf dem neuesten Stand ist. Auch Updates für den PC müssen ohne Ausnahme immer sofort durchgeführt werden, um potenzielle Sicherheitslücken zu schließen.
Das Kinder-Nutzerkonto sollte auch über eine kindgerechte Suchmaschine als Startseite des Browsers verfügen. Bewährt haben sich hier: „FragFINN“, „Blinde Kuh“ und „Helles Köpfchen“. So kann das Kind jederzeit alles recherchieren, was es wissen möchte, ohne gefährdende oder fragwürdige Inhalte angezeigt zu bekommen.

Auch alle anderen Apps oder Programme sollten speziell für Kinder programmiert sein, sonst haben sie auf der Nutzeroberfläche des Kindes nichts zu suchen. Um das sicherzustellen, sollten Downloads und Anmeldungen auf Internetseiten immer nur gemeinsam durchgeführt werden, damit die Eltern als Verantwortliche die Auswahl prüfen und ihr OK geben können. Äußert das Kind einen Wunsch, was es gerne auf dem PC hätte, sucht man gemeinsam nach einer geeigneten Option. Vor allem Spiele werden dabei am besten nicht nur auf ihre Unbedenklichkeit und Eignung für das Kindesalter, sondern auch auf ihre versteckten Botschaften überprüft.

PC Sicherheit Kinder

Medienerziehung

Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen bleibt die Beziehung zwischen Eltern und Kind immer noch die wichtigste und effektivste Art, Kinder für die Gefahren der Medienwelt zu wappnen. Regelmäßige, ausführliche Gespräche bieten den Eltern die Möglichkeit, das Kind optimal zu schulen und den Kindern einen sicheren Hafen, wo sie sich rückversichern können und über alles sprechen dürfen. Diese Vertrauensbasis führt dazu, dass Kinder, wenn sie doch einmal etwas Belastendes im Internet gesehen haben, mit ihren Eltern darüber sprechen wollen. Gewaltinhalte, Pornografie und Cybermobbing lassen sich zwar einschränken, aber selten zu 100% vermeiden. Da ist es wichtig, dass kein Kind mit derartigen Eindrücken oder Erfahrungen allein gelassen wird.

Am besten wird von Vorne herein gemeinsam ganz klein angefangen. Wenn bereits kleine Kinder behutsam und kontrolliert an Medien heran geführt werden, wachsen sie langsam in diese Welt hinein und können so ganz natürlich und schrittweise altersgerechte Kompetenzen erwerben. Es gibt unzählige Internetseiten, Spiele, Serien und Apps für jede Altersstufe und jedes Interessensgebiet.

Wer seine Kinder gut kennt, kann außerdem deren Surfverhalten nachvollziehen und oft sogar voraus sagen. Die aktuellen Interessen, Aktivitäten und was sie neu gelernt oder erlebt haben, wirkt sich direkt auf das Onlineverhalten aus. Das sind gute Anknüpfungspunkte, um ins Gespräch zu kommen und vielleicht sogar einiges gemeinsam online zu erfahren und konsumieren. Und selbst wenn die Kinder das allein tun, ist das Wissen, welchen Content sie gerade bevorzugen, kostbar.
Kinder sind gerne in Chaträumen oder auf sozialen Medien unterwegs. Die Selbstdarstellung ist ein großer Teil davon und muss deshalb genau besprochen werden. Das Verhalten online trägt maßgeblich dazu bei, welchen Gefahren ein Kind ausgesetzt ist. Es muss wissen, wie es seine Identität schützt, sich unangenehmen Gesprächen entzieht und sich möglichst wenig beeinflussen lässt. Auch über Datenschutz muss gesprochen werden und darüber, warum nicht alles im Internet veröffentlicht werden darf oder sollte.

Idealerweise gelten in der gesamten Familie gewisse Grundregeln im Umgang mit allen Medien – sei es PC, Handy oder Streaming-Dienste. Dabei geht es nicht nur um die Auswahl des richtigen Contents. Sowohl die Zeiten und Umfänge der Nutzung müssen geklärt sein und fest stehen, als auch die Freiheiten, die jedes Familienmitglied hat (und warum diese je nach Alter unterschiedlich sind). Es muss klar sein, warum die Kinder für gewissen Aktivitäten im Netz noch Unterstützung oder Kontrolle brauchen und am besten einen Plan geben, wie diese Kontrolle sich schrittweise verringern wird. So kann das Kind nachvollziehen, das ihre Online-Selbstständigkeit unmittelbar mit ihrer realen Selbstständigkeit im Leben zusammen hängt und es auch dabei um ein wachsen und Kompetenzen erlangen geht.

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